Leseaugen aufgeklappt - erste Vorlesestunde in Gebärdensprache

ein kleiner Rückblick und Ausblick

Im September letzten Jahres erhielten wir eine E-Mail einer Familie, die fast schon einem Hilferuf glich: Ein Teil der Kinder sind gehörlos und somit von den gängigen Bildungsangeboten quasi ausgeschlossen. Ein Zugang zur Vorlese- und Bücherwelt blieb den gehörlosen Kindern versperrt. Damit wollte sich die Familie nicht zufriedengeben und traten an uns Leseohren heran: Ob wir uns vorstellen könnten, ein Projekt auf die Beine zu stellen, die diese Bildungsungerechtigkeit beseitigt.

Im Team war uns sofort klar – hier muss was passieren. Immerhin startete das „Projekt Leseohren aufgeklappt“ 2002 mit der Vision eines lesefreundlichen Stuttgart. „In seiner Arbeit sticht das Stuttgarter Vorleseprojekt besonders durch die Förderung von Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit heraus.“ war die Begründung für die Auszeichnung „Deutscher Lesepreis 2018“. Grund genug für uns, genau hier anzusetzen.

Unsere Freiwilligendienstleistende Dilara Nalci war sofort Feuer und Flamme und machte „Leseaugen aufgeklappt“ zu ihrem eigenständigen Projekt in ihrem freiwilligen sozialen Jahr. Sie begann zu recherchieren und zu überlegen: Welche Herausforderungen gibt es beim Vorlesen für Gehörlose? Gibt es ähnliche Angebote? Wie kann eine Vorlesestunde für Gehörlose aufgebaut und gestaltet werden? Brauchen wir Dolmetscher? Können wir selbst Gebärdensprache lernen? Gibt es finanzielle Unterstützungsangebote?

Knapp ein halbes Jahr später – am 4. Mai 2023 war es dann endlich soweit und die erste Vorlesestunde für gehörlose und hörende Kinder konnte stattfinden. 6 Kinder konnten die Geschichte erleben: In Gebärdensprache und in gesprochener Sprache. Ein herzlicher Dank gilt auch der Stadtbibliothek Stuttgart, die uns bei der Organisation und Durchführung tatkräftig unterstützt haben. Zwei weitere Termine im Juni und Juli sind bereits geplant.

Schauen Sie sich dazu auch gerne unser kleines Video in Gebärdensprache an.

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